Norway by Bike – Tag 41: Lyngdal

Heute wird unser zweiter Badetag sein. Wir wachen zum prasselnden Geräusch von Regen auf dem Zelt auf und halten erstmal unsere Morgenroutine ab. Kinder anziehen, Schlafsäcke wegräumen, eine Frühstückssituation herstellen und dann so entspannt wie möglich frühstücken. Bei all dem Geschmadder oft nur bedingt möglich, aber heute ist es erträglich.

Kaffee bitte

Wir haben vor ein paar Tagen Instant-Kaffeepulver geschenkt bekommen und das nutzen wir morgens für unseren „Sanity-Moment“. Wir versuchen, möglichst viel für das Frühstück der Kinder vorbereitet zu haben, sodass wir vielleicht eine Minute Ruhe haben können. Die Kinder essen entspannt in der Zeit und wir können durchatmen und kurz in uns gehen. Das hat bis jetzt sogar einigermaßen geklappt. Ich habe im Vorzelt den Kaffee gekocht und wir haben nun zwei kleine Plastikbecher mit heißem Instant Kaffee. Etwaigen Barista-Evangelisten verschrumpeln bei der Vorstellung wahrscheinlich die Kaffeebohnen, aber nach so langer Zeit ohne Kaffee bringt uns dieses Ritual gerade jedes Mal zu unserer Mitte zurück und wir sind danach stressresistenter. Zumindest für einen Moment. Es ist natürlich die eine Minute Besinnung, aber der Kaffee als Heißgetränk hilft, dabeizubleiben. Schließlich ist er nur jetzt heiß, also muss alles andere warten. Thema Selbstfürsorge. Alternativ kann man sich aber bestimmt auch gut davon stressen lassen, dass der Kaffee kalt werden könnte. Das Leben ist eben so vielschichtig wie ein Croissant, und im besten Fall ist es genauso süß.

Apropos vielschichtig: Auf der Wiese draußen ist eine dicke Schicht H₂O. Wir haben Glück, dass unser Zelt einigermaßen im Trockenen steht, denn direkt daneben beginnt der „See“ und nur ein bis zwei Meter weiter steht das Wasser locker 2–4 cm hoch.

Nach dem Regen von gestern und der letzten Nacht ist die Wiese auf dem Campingplatz größtenteils überschwemmt.

Kurz mal abgekürzt

Wir nutzen ein Zeitfenster, in dem es nicht regnet, um ins Schwimmbad zu kommen. Heute sind wir quasi schon gut in Übung und Lu hat eine Abkürzung gefunden. Am Eingang bekommen wir heute jeder ein Bändchen, auch die beiden Kinder und die Große möchte ihrs tragen. Der Kleinen bieten wir es besser nicht an, denn sie wird es haben wollen, nicht mehr hergeben und irgendwann finden wir es vielleicht nicht wieder. Und es gibt gleich noch eine weitere Abkürzung, die wir angeboten bekommen. Wir können die Umkleiden und Duschen umgehen und können einen Raum nutzen, der für Familien, aber auch für Rollstuhlfahrer gedacht ist. Das erleichtert uns den Eintritt heute, weil wir gestern etwas jonglieren mussten, bis wir mit den Kindern die Umkleiden und Duschen durchlaufen hatten. Es war machbar, aber heute war es tausendmal einfacher. UND ich habe heute Morgen direkt meine klamme Badehose im Zelt angezogen und spare mir das Umziehen. Bestimmt 1 Minute gespart. Was ein Fuchs.

Der Badespaß kann wieder losgehen!

Wir schnappen uns wieder einen Platz an der großen Fensterfront, wo wir unsere Sachen ablegen und dann geht’s ab ins Wasser. Die Kinder sind auch sofort mittendrin. Die Kleine schnappt sich ein Spielzeug und will an der Hand durch das Kinderbecken laufen. Die will mit Lu ins große Becken und wieder mit einem Schaumstoffboot durch die Gegend geschoben werden. Jeder weiß, was er will, alle haben ihre Aufgaben. Los geht’s.

Es gibt auch ein Hot Tub und Lu und die Große testen es heute mal. Offensichtlich kommt es bei beiden gut an, denn sie verbringen eine ganze Weile darin. Zwischendurch steigen andere Besucher ein und aus. Währenddessen folge ich der Kleinen überall hin. Da sie noch nicht alleine läuft, geht es an der Hand immer wieder zwischen dem großen und dem kleinen Becken hin und her. Sie testet immer wieder die Schaumstoff-Bade-Vehikel an, möchte aber meist nicht weit rein. Alles in allem haben wir heute einen sehr bunten Badetag und benutzen fast das gesamte Angebot des Bades. Wir gönnen uns auch wieder diese Lasagne-Pizza. Und zum Nachtisch gibt es das Kit-Kat, das wir gestern schon dabei hatten. Da es hier im Schwimmbad ziemlich warm ist, ist es gestern komplett geschmolzen. Draußen ist es dann wieder fest geworden und heute, naja, da haben wir es auch erst ein paar Stunden nach Ankunft geöffnet. Es ist noch als Kit-Kat zu erkennen, aber es ist eine mindere Schmiererei. Die Große stört sich nicht daran, denn sie kennt den Riegel noch nicht.

Mal für sich sein

Wir sind heute nicht die einzigen Deutschen hier, sondern eine Familie mit ähnlich alten Kindern wie unsere nutzt den regnerischen Tag ebenfalls als Badetag. Normalerweise würden wir irgendwie ins Gespräch kommen. Aber heute nicht. Heute steht uns der Sinn nicht danach oder es funkt einfach nicht. Auf jeden Fall bleibt jeder für sich und das ist OK. Wir müssen ja nicht immer mit allen Leuten plauschen. Es ist nicht so, dass das Bad überlaufen oder in irgendeiner Form voll wäre. Außer uns und der anderen deutschen Familie sind vielleicht noch 6 oder 7 andere Parteien vor Ort und verteilen sich ziemlich gut. Wir baden sogar viel im gleichen Becken. Zuweilen ist es etwas seltsam, aber es wäre noch seltsamer, jetzt über irgendeinen Quatsch zu sprechen und ein Gespräch zu forcieren.

Der Badetag geht zu Ende und wir machen uns aus dem Staub. Alle duschen und umziehen – OK, ich habe keine Wechselhose mitgenommen, sondern trockne meine Badehose wieder mit Körperwärme, aber wasche vorher einmal gründlich das Chlorwasser aus. Die langen Haare der Großen werden etwas mit dem Handtuch abgetrocknet und dann bekommt sie kurz, bevor wir draußen sind, ihre dicke Schalmütze an. Es gäbe hier bestimmt die Möglichkeit zu föhnen, aber sie mag die Lautstärke nicht und wir bekommen das auch so hin.

Am Abend ziehen wieder sehr dunkle Wolken auf

Die Kälte kann schön draußen bleiben

Im Zelt angekommen, gibt es noch ein kleines Abendessen und dann gehen die Kinder gut geplättet vom Badespaß in die Koje. Gut verpackt in ihren gefütterten Schlafanzügen und den neuen Schlafsäcken ist ihnen immer warm genug. Im Verlauf des Abends, während wir noch wach sind und unser Ding machen und die Kinder schlafen, kontrollieren wir immer mal wieder, wie die Temperatur bei den beiden ist. Sie tragen beide eine dünne Wolle-Seide-Schalmütze, die dafür sorgt, dass sie nicht zu viel Wärme über den Kopf verlieren. Da die Schlafanzüge sehr glatt sind und die Kleine noch etwas klein für ihren Schlafsack ist, binden wir den Schlafsack abends immer mit einem Spanngurt kurz unter ihren Füßen ab, damit sie nicht plötzlich darin verschwindet. Den Tipp haben wir von einem Verkäufer im Friluftsland in Aalborg bekommen und das klappt tatsächlich sehr gut.

Heute ist das erste Mal, dass wir eine dritte Nacht an einem Ort verbringen. Wir haben die Zeit hier voll ausgekostet und sehr genossen. Aber morgen soll das Wetter besser werden und wir wollen weiter.

Heutige Fahrbilanz: 0 km, 0 h im Sattel

Bilder des Tages


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