Der Campingplatz leert sich heute etwas. Es ist Sonntag und wir merken, dass einige bereits abreisen. Unser Zelt bleibt heute aufgebaut. Immer, wenn wir einen Campingplatz anfahren, bleiben wir zwei Nächte, weil es die ganze Sache wesentlich entspannter macht. Wir wollen Kleidung waschen, duschen gehen und die Kinder baden oder duschen. Die Campingplatztage bieten uns auch immer Erholung vom Radler-Alltag. Die Kinder können ausgiebig spielen und wir haben auch mal am Tage etwas Zeit für uns – alleine oder zu zweit. Wir haben neben dem Zelt eine große Fläche Sand und eine große Plattform, auf der in der Saison eigentlich ein Glamping Zelt stehen würde. Beides wird intensiv bespielt. Hinten am Anhänger hängt immer ein Beutel mit Buddelsachen, der regelmäßig zum Einsatz kommt. So auch heute.

Ode an den Kaffee
Wir haben zwar gestern Instant Kaffee geschenkt bekommen, aber wir wollen trotzdem sehen, ob es hier auf dem Campingplatz Kaffee gibt und wie der so ist. Oft genug haben wir morgens gar keine Möglichkeit an Kaffee zu kommen und das wollen wir hier auskosten. Wir bekommen Filterkaffee im Pappbecher, der OK schmeckt. Es ist ein kleiner Becher und irgendwie bin ich etwas ernüchtert. Wir machen uns später noch einen Instant Kaffee und obwohl ich nie ein Fan davon war, gibt mir dieses kleine selbstgemachte Gebräu ein kleines Hochgefühl. Ich weiß, ich bin ein Kaffee Junkie und Lu hat seit Jahren durch die Kinder sehr reduziert getrunken, aber heute gibt es auch bei ihr mal eine zweite Tasse.

Waschen mit Hindernissen
Lu sammelt unsere Wäsche zusammen und versucht als erstes am Kiosk Waschmittel aufzutreiben. Wir fahren nämlich keines mit uns herum, weil es normalerweise auf dem Campingplätzen in irgendeiner Form erhältlich ist. Hier leider nicht. Sie fragt sich bei den verbleibenden Campern durch. Beim dritten hat sie Erfolg. Die Ecke, in der die Waschmaschinen stehen sieht sehr vertrauenserweckend aus. In einer Nische stehen zwei Waschmaschinen nebeneinander, darüber eine Arbeitsplatte, auf der der Wäschetrockner steht und die Platte fast in die Knie zwingt. Vor dem Waschmaschinen liegt eine große seifige Pfütze. Hauptsache, wir bekommen unsere Sachen hier gewaschen. Das klappt tatsächlich soweit, aber der Trockner macht Probleme und wir werfen ihn mehrfach an. Immerhin ist die Nutzung kostenlos.

Entspannung am Mittag
Die Kleine macht heute Mittagsschlaf im Zelt. Während sie schlummert, spielt die Große im Sand und wir beginnen bald das Essen vorzubereiten. Und für einen Moment gibt es richtigen Urlaub – auch für die Eltern. Ein Kind schläft, das andere spielt im Sand, wir hören das Meer hinter der Düne rauschen und wir können uns einfach entspannen.
Wir kommen darauf zu sprechen, wie es weitergeht, denn wir wissen immer noch nicht, wie weit wir fahren werden. Es hängt davon ab, wie gut wir vorankommen und was uns noch erwartet. Die Steigungen werden in Richtung Oslo weniger, aber wir haben es noch nicht mal bis nach Kristiansand geschafft. Das ist erstmal unser grobes Ziel und wenn wir dort sind, wollen wir weitersehen. In Norwegen haben wir jetzt rund 250 km in 11 Tagen zurückgelegt. Bis Kristiansand sind es noch knapp 200 km und wir haben noch gut 2,5 Wochen Zeit, bis wir wieder nach Hause fahren wollen. Wir kommen auch nicht innerhalb von einem Tag nach Hause, außer wenn wir fliegen. Dann müssten wir die Taschen und die Räder verschicken und das ist aufwändig und teuer. Aber es wäre eine Möglichkeit. Ansonsten planen wir aber bis zu drei Tage Heimreise mit Fähre und Bahn ein. Als Abreiseorte kämen Kristiansand, Larvik und Oslo in Frage. Jetzt wird aber die Kleine erstmal wieder wach.
Es gibt Kartoffeln, Möhre und dazu Crème Fraîche. Ein Teil der Kartoffeln wird wieder gequetscht, etwas Möhre wird auch untergerührt und alles in allem kommt das Essen einigermaßen OK an. Es ist eben jedes Mal ein Glücksspiel.
Nach dem Essen spielen die beiden weiter im Sand und auf der Plattform. Wir werden mit Kuchen und Eis (in Sandform) versorgt und die kleine klettert unentwegt auf die Plattform rauf und wieder runter. Gestern haben wir ja Instant Kaffee geschenkt bekommen. Und jetzt ist ein guter Zeitpunkt für ein kleines Käffchen … zum Sandkuchen.

Ich möchte mir mal die Hängematten ansehen, die etwas entfernt von uns fest installiert sind. Ich nehme die Kinder mit. Die Große möchte auch in eine eigene Matte, aber möchte auch schnell wieder raus. Sie düst wieder ab. Die Kleine möchte nicht mit in die Hängematte, auch nicht alleine und krabbelt lieber unter den Matten umher. Ich versuche ganz kurz zu genießen, hier in der Hängematte zu liegen, aber nach kurzer Zeit krabbelt die Kleine davon. Also heißt es wieder aufstehen und mitgehen. Schön war es trotzdem für den Moment.

Duschtag
Heute sollen die Kinder duschen. Das machen wir eigentlich immer direkt vor dem ins Bett bringen, weil das Baden oder Duschen oft so aufregend und schlauchend ist, dass sie danach extra gut schlafen. Also gibt es vorher noch Abendessen. Es gibt Blaubeer-Porridge mit gequetschter Banane. Die beiden Offroad-Camper nebenan braten sich derweil Burger und der Duft zieht zu uns rüber. Ich sehe mir das Porridge an, was die Kinder gerne essen, wovon ich sofort Sodbrennen bekomme und würde mich am liebsten bei den beiden da drüben einladen. Lu tropft auch der Zahn. Aber gut, bei uns wird es später wieder Nachos geben. So lange müssen wir noch durchhalten.
Nach dem Essen gehen wir zum Duschhaus. Leider gibt es keine wirklich kinderfreundlichen Räumlichkeiten oder Bademöglichkeiten. Es gibt Einzel-Duschkabinen und Familien-Duschkabinen, die mehr Platz bieten und die zusätzlich ein Waschbecken haben. Die Duschen sind allesamt mit 6-Minuten-Timer ausgestattet, also müssen wir uns mit beiden Kindern ranhalten. Aber im Zweifelsfall haben wir noch das Waschbecken, an dem es immer warmes Wasser gibt. Kinder lieben ja duschen. Das Wasser kommt unkontrolliert von oben und spritzt häufig ins Gesicht. Für das Haarewaschen und zum Spielen haben wir einen Wal mit einem Henkel dabei, quasi, wie eine kleine Kanne oder ein großer Becher. Seine Unterlippe hat eine Gummilippe, die für das Nassmachen und Ausspülen der Haare an die Stirn gesetzt werden kann. Dann muss das Kind mitmachen und den Kopf entsprechend schnell in den Nacken legen, währen der Wal das Wasser über den Kopf ergießt. Das klappt erstaunlich gut. Wenn das Kind mitmacht. Die Große weiß, wie es geht. Die Kleine ist eher noch irritiert und macht das Kinn auf die Brust, wenn ich den Wal ansetze. Deshalb mache ich meistens kurzen Prozess mit der Dusche, was ihr zwar nicht gefällt, aber wenigstens schnell vorbei ist. Ein nasses, seifiges Kind unter der Dusche auf dem Arm zu haben, das protestiert kann nämlich ziemlich gefährlich sein. Es ist noch nichts passiert, aber ich würde es mit einem Stück Seife vergleichen, nur dass das Stück Seife sich hin und her windet, etwa 75 cm groß ist und 10 kg wiegt.
Am Strand bei Nacht
Mission Duschen war erfolgreich und wir sind wieder im Zelt. Wir bringen die Kinder ins Bett und beginnen unseren Abend. Blog schreiben, Story posten, Nachos mit Dip essen und nachts um 2:00 Uhr gehe ich nochmal an den Strand und lausche etwas den Wellen. Fast eine halbe Stunde habe ich am windigen Strand verbracht und auf die finstere Nordsee geblickt. Im südlichen Teil der Nordsee, um Dänemark, Deutschland, Niederlande und England, ist sie gerade mal 15-30 m tief. Aber vor der westlich Küste Norwegens liegt eine 700 km lange Furche, die Norwegische Rinne, die um den Südteil Norwegens herumreicht. Dort hat sie mit 700 m auch ihren tiefsten Punkt. Einerseits ist es unheimlich, auf dieses dunkle tiefe Wasser hinauszuschauen, andererseits aber auch sehr schön, ganz alleine mit sich und seinen Gedanken dem Wind und den Wellen zu lauschen.
Fahrbilanz: 0 km, 0 h im Sattel
Bilder des Tages












