Heute wollen wir wieder weiterfahren, um mehr von Norwegen zu sehen. Dafür müssen wir leider auch unsere Unterkunft hinter uns lassen. Als die Große wach wird, geht sie direkt wieder ins Wohnzimmer und spielt weiter mit den Puppen. Die Kinder haben seit über 30 Tagen eine sehr begrenzte Auswahl an Spielsachen dabei. Wir haben einen Beutel mit Buddelsachen, die nicht nur im Sandkasten Verwendung finden, wir haben ein kleines Auto dabei, Bücher, jeder hat ein Kuscheltier dabei, eine kleine Dose, weil die Kleine gerne mit Dosen und Deckeln spielt und eine Toniebox mit einer Handvoll Tonies. Zwischendurch finden sich aber eigentlich immer genug andere Möglichkeiten, der Fantasie freien Lauf zu lassen und mehr Spielzeug würde oft eher das freie Spiel hemmen oder zu Streit führen. Das Spielzeugangebot unserer Unterkunft kommt bei en Kindern sehr gut an und sie möchten sich am liebsten mit nichts anderem mehr beschäftigen. Wir wollen, wie gesagt, heute abreisen und leider müssen wir auch die Reinigung der Unterkunft übernehmen. Wir schaffen es oft zu Hause kaum die Wohnung in Schuss zu halten und jetzt sucht uns gleich beim ersten Dach über dem Kopf die Hausarbeit heim. Wir haben das bei der Buchung übersehen, aber es gab auch keine andere Unterkunft mehr auf Airbnb.
Die Spielsachen führen heute früh häufiger zu Streit und wir sind immer wieder damit beschäftigt, Streit zu begleiten, anstatt zu packen und sauber zu machen. Das heizt leider auch unsere Stimmung an. Irgendwann haben wir genug und räumen die Spielsachen weg und machen den Fernseher an. Das haben wir noch nie gemacht. Zu Hause darf die Große gelegentlich etwas auf einem Tablet schauen, aber da geht es immer von ihr aus. Wenn sie uns fragt und es für uns OK ist, dann kann sie das Tablet haben und schaut mit einem Timer Youtube Kids für 10-20 Minuten. Aber diesmal haben wir den Kindern – auch der Kleinen – einfach den Fernseher in der Wohnung eingeschaltet und kurzerhand Shaun das Schaf auf Netflix eingeschaltet. Ob es das Richtige für eine 1 und eine 3 Jährige ist? Keine Ahnung. Es war eine schnelle Bauchentscheidung. Die Große war die meiste Zeit gut unterhalten und hat manches kommentiert und die Kleine hat die Schafe nachgemacht und hat sich teilweise gar nicht so recht dafür interessiert. Wir kommen dafür schneller voran, sind etwa 1 h nach Check-Out aus der Unterkunft raus und stehen mit unseren vollbepackten Rädern bereit zur Abfahrt. Oder auch nicht.
Materialversagen
An Lus vorderem Gepäckträger ist eine Schelle gerissen und wir können nicht losfahren. Zum Glück ist uns das aufgefallen, bevor wir die 100 Höhenmeter Abstieg begonnen haben. Als ich die Tasche bei Lu anbaue, bemerke ich es noch nicht, aber Lu. Sie fragt, ob da etwas abgerissen sei, aber ich winke ab. Als ich es mir näher ansehe, entdecke ich die abgerissene Schelle.

Damit wir weiterfahren können, müssen wir uns jetzt etwas überlegen. Wir haben einige Spanngurte mit Klemmverschluss dabei. Ich überlege mir, wie ich den Gurt um Gepäckträger und Gabel binde, damit der Träger fixiert bleibt. Ich wickle den Gurt ein paar mal straff und sich kreuzend um Gabel und Träger und zurre es am Ende schön fest. Es macht einen guten Eindruck. Tasche ran, etwas wackeln. Scheint zu funktionieren. Ich schaue mir die übrigen Schellen an. Ein paar hängen etwas lose, also ziehe ich sie vorsichtig etwas nach.
Alles fertig, wir können also los.

Materialversagen Teil 2
Etwas über eine Stunde später ertönt bei mir plötzlich eine seltsame Melodie. Ich orte das Geräusch vom Vorderreifen und vermute eine gerissene Speiche. Aber die würde nicht so oft „läuten“. Ich halte sofort an. Es ist keine Speiche, sondern eine meiner Schellen. Wahrscheinlich hätte ich sie nicht nachziehen dürfen. Aber so eine Schelle leicht locker an der Gabel sitzen zu lassen schien mir auch seltsam. Ich vermute, dass ich die Schelle beim Nachziehen zusätzlich gedehnt habe und sie deshalb kurz darauf gerissen ist. Ein Glück ist dabei nichts passiert.
Wenige Minuten später ist auch das gefixt, wieder mit einem Spanngurt und wir können schon wieder weiter.
Kaffee, Eis und gute Unterhaltung

Etwa eineinhalb Stunden Später sind wir in Hauge und kommen auf dem Weg zu einem Spielplatz an einem Café vorbei, dass sehr einladend aussieht. Da die Große sich jeden Tag Eis wünscht, wissen wir schon, was es für sie geben wird. Lu und ich holen uns Eis und Cappuccino und wir lassen es uns gutgehen. Hier treffen wir ein Paar aus Deutschland, das mit dem Camper unterwegs ist. Sie sprechen uns an, weil sie unsere Fahrräder, den Anhänger und die Kinder sehen und wir laden sie zum Plausch zu uns an den Tisch ein. Wir unterhalten uns eine ganze Weile angeregt über das auf-Tour-sein, wie wir von Berlin bis hierher gefahren sind und was unsere weitern Pläne sind, wo sie herkommen und wo es für sie noch hingehen soll.
Die beiden wollen weiter und wir haben noch einen Spielplatz auszukundschaften. Dafür müssen wir gar nicht weit und so setzen wir die Kinder ohne Helm und unangeschnallt in den Anhänger und rollen langsam etwa 150-200 m weiter. Von der Großen kommt direkt die Frage, warum die beiden nicht angeschnallt sind und keine Helme tragen. Da achtet sie schon sehr gut drauf. Bis wir es zu Ende erklärt haben, sind wir auch schon fast da.
Der Spielplatz ist super. Er bietet viel Platz und ein großes Angebot an Klettermöglichkeiten. Die Kinder toben sich hier eine ganze Weile aus, bis wir gegen 18:00 Uhr noch weiter fahren, um einen Schlafplatz zu finden.
Keine 15 Minuten später sind am Ziel. Das Wetter war bis jetzt teils sonnig, teils bewölkt, aber jetzt hat es sich zugezogen und es und es tröpfelt gelegentlich. Als wir endlich alles im Zelt haben und auch wir im Zelt sind, fängt es stärker an zu regnen. Es wird direkt sehr gemütlich im Zelt und kurz darauf wird der Regen stärker. Wir freuen uns darüber, dass wir heute so ein gutes Timing bewiesen haben und beenden den Tag mit gemütlichen dem gemütlichen Klang von Regen auf der Zeltplane.
Als die Kinder schlafen, frischt der Wind plötzlich etwas auf. Da uns das Zelt schon einmal umgeweht wurde, möchte ich in der Nacht kein Risiko eingehen. Wir haben extra eine kleine Rolle Abspannleine und sechs Heringe besorgt, die jetzt zum ersten Mal zum Einsatz kommen. Allerdings muss ich die Leine zuerst noch zurecht schneiden. Hätte ich auch alles mal bei Tage machen können, aber gut. Jetzt eben im Dunkeln, in der Regenpause, mit Kopflampe.
Als alles gesichert ist, geht es wieder ins Zelt. Ich trage seit Tag 1 der Reise meine Birkenstock Sandalen und jetzt hab ich zwar nasse und etwas kalte Füße, aber immerhin keine nassen Turnschuhe und Socken. Und die Füße werden im Schlafsack auch ruckzuck wieder warm.
In diesem Sinne: Gute Nacht
Heutige Fahrbilanz: 31 km, 2:20 h im Sattel







