Norway by Bike – Tag 27: Hirtshals – Stavanger (1018 km)

Heute wird wieder ein erlebnisreicher Tag. Aber ganz anders als sonst. Für heute steht auf dem Plan: ein Besuch im Oceanarium und anschließend die Fährfahrt nach Stavanger, unser Start in Norwegen. Aber erstmal Frühstück.

Das Käse-Tomaten-Frühlingszwiebel-Brot hat sich zum Standard beim Frühstück entwickelt

Beim Abbau ist die Stimmung gelinde gesagt durchwachsen. So liebevoll wir auch alle Emotionen unserer Kinder immer begleiten wollen so schwer fällt es uns manchmal, das auch wirklich umzusetzen. Heute ist für mich wieder ein Tag, an dem ich mich wütend vom Zeltplatz entferne. Wir gönnen uns nicht wirklich viele Auszeiten, und deswegen ist es manchmal sehr anstrengend. Eigentlich wollten wir uns mehr Freiräume schaffen, aber meistens müssen wir sie uns spontan nehmen. So auch jetzt. Nachdem ich mich schätzungsweise 100 m vom Zelt entfernt hatte und alle Emotionen ausgeweint hatte, kam ich zurück zum Zelt. Ich war etwas entspannter, aber merkte, wie mich jedes Bisschen triggerte. Also habe ich mir meine Kopfhörer aufgesetzt und noch für einen Moment Musik gehört und dabei gepackt. Irgendwann liefen ein paar freudige Tunes, die meine Stimmung dann auch etwas hoben.

Auf ins Aquarium

Die Düne, über die wir gestern gekommen sind, müssen wir heute in die andere Richtung überwinden. Heute heißt es gemeinsam schieben, weil der Boden feucht und rutschig ist und es sehr steil bergauf geht. Zum Glück nur ein kurzes Stück.

Die Fahrt zum Oceanarium dauert nur wenige Minuten. Wir stellen unsere Räder dort zu zwei anderen Fahrrädern an den Fahrradständer. Heute entscheiden wir uns, den Anhänger als Kinderwagen mit ins Aquarium zu nehmen. Sehr praktisch, da wir ihn als Transportmittel für alles nötige verwenden können. Wir schließen die Räder heute nicht an, weil hier am Oceanarium nichts los ist. Es gibt kein wirkliches Laufpublikum, sondern die Besucher reisen in der Regel mit dem Auto an. Irgendwie machen wir uns da keine Sorgen.

Flexible Schlafzeiten

Es ist kurz nach 12 Uhr und eigentlich so langsam Zeit für den Mittagsschlaf der Kleinen. Sie ist allerdings erstmal sehr aufgeweckt und neugierig, als wir die ersten Fische sehen. Es vergehen noch knapp zwei Stunden, bis wir Mittag essen und auch da lässt sie sich noch nicht viel anmerken. Sie probiert munter alles und isst sich satt. Nach dem Essen ist es dann aber an der Zeit. Lu nimmt die Kleine auf den Arm, damit sie einschlafen kann. Während unserer Radreise schläft sie normalerweise im Anhänger während der Fahrt ein, aber heute bewegt sich der Anhänger kaum. Bei Lu auf dem Arm findet sie in der Regel schnell in den Schlaf. So auch heute.

Wir versuchen den Kindern an vielen Stellen genügend Struktur zu geben, damit sie sich sicher fühlen und Orientierung haben. Beim Mittagsschlaf ist es auf der gesamten Tour zeitlich etwas flexibler geworden. Unser Tag beginnt zu unterschiedlichen Zeiten und wir fahren zu unterschiedlichen Zeiten los. Entsprechend bekommt die Kleine ihren Mittagsschlaf.

Das Nordsee Oceanarium

Es gibt viel zu sehen auf mehreren Etagen, aber das Beste ist das große Becken mit der Panoramascheibe. Die beiden Mondfische, die darin schwimmen, sind das Aushängeschild des Aquariums und schon als Wegmarkierung auf dem Boden vom Parkplatz ins Gebäude zu finden. Außerdem schwimmen noch etliche andere Fischarten mit ihnen im Kreis. Mehr können sie kaum machen, als im Kreis zu schwimmen. Aber eindrucksvoll ist es allemal. Ebenso, dass eine 42 cm dicke Acrylscheibe uns von den Unmengen an Wasser trennt.

Für die Kleine sind alle Fische aufregend. Lautstark zeigt sie auf alles, was Flossen hat. Wir sehen auch einen blauen Hummer, Seehunde, und ein fotogenes Becken mit Quallen.

Alles in allem werden wir nicht enttäuscht bei unserem Besuch. Und die Anreise von Berlin mit dem Fahrrad dauert nur läppische 4 Wochen.

Letztere Einkauf in Dänemark

Brot, Obst, Windeln, Schokoaufstrich und die Taschen sind wieder voll.

Wir decken uns heute nochmal mit dem „nötigsten“ ein, denn in Norwegen müssen wir mit höheren Preisen rechnen. Ein minderer Großeinkauf also. Die Taschen sind wieder randvoll und eine große Packung Windeln muss auf dem Gepäckträger Platz finden. Das werden wir morgen wetterfest verpacken. Heute scheint die Sonne und morgen früh steigen wir in Stavanger aus.

Wir sind voll. Die Windeln müssen draußen bleiben.

Überfahrt nach Stavanger

Wir machen uns auf den Weg zur Fähre. Den Weg kennen wir ja schon von gestern. Heute stellen wir uns mit den Autos an der Ticketkontrolle an. Kurz später sind wir im Bauch der Fähre. Wir stellen die Fahrräder ab und versuchen Sie etwas zu sichern. Wir haben Klettverschlussgurte dabei, mit denen wir bei jedem Rad einen Bremshebel fixieren. Mein Fahrrad steht leider sehr wackelig, weil der Fahrradständer etwas überlastet ist. Deswegen müssen wir meine Taschen abbauen. Allerdings können wir die Taschen nicht einfach auf den Boden stellen, weil es dort ölig ist. Deswegen kommt alles in den Anhänger.

Nach dem Motto „vorbereitet ist, wer sich vorbereitet hat“ haben wir am Morgen beim Abbauen schon mal eine Fahrradtasche so vorbereitet, dass wir sie heute mit aufs Zimmer der Fähre nehmen können und alles nötige für den Abend, die Nacht und den Morgen dabei haben. Also geht es jetzt fix hoch in die Kabine. Wir müssen in den achten Stock. Schon abgefahren, auf dem Schiff so weit nach oben zu fahren. Wir laden alles ab und gehen dann in den zehnten Stock, zum Oberdeck. Dort gibt es einen Spielplatz und eine Bar, an der ich mir ein überteuertes Bier gönne. Die Kinder gehen sofort auf Entdeckungstour auf dem Spielplatz. Lu hat beim Einkaufen einen Hähnchen-Salat und ein Pizza-Boller besorgt. Das gibt es jetzt zusammen mit etwas Obst an Deck zum Abendessen. Allerdings sind die Kinder mehr am Spielplatz interessiert.

An Deck gibt es einen Spielplatz, über den sich die Kinder sehr freuen.

Die Sonne geht langsam unter und es wird frisch. Wir wollen alle noch duschen gehen, also ab in die Kabine. Die Kinder werden auch geduscht. Normalerweise haben wir Badespielsachen dabei, aber die haben wir am Fahrrad vergessen. Wir kommen während der Fahrt nicht mehr an unsere Räder, aber wir haben einzeln verpackte Zahnputzbecher aus Plastik im Kabinenbad stehen. Ich packe einen davon aus und beide Kinder haben damit genug Spaß und Ablenkung, dass das Duschen einigermaßen gut klappt. Uns fällt auf, dass auch der Kultur Beutel mit den Zahnbürsten und der Bürste am Fahrrad geblieben ist. Lu fragt an der Rezeption nach einer Bürste aber ohne Erfolg. Auch eine Passagierin spricht sie an aber auch die hat keine Bürste dabei. Wir werden es überleben.

Die Aussicht aus unsere Kabine. Tag und Nacht Sonne und ruhiges Meer.

Spannend geht der Tag zu Ende

Bevor wir schlafen gehen, fällt uns ein, dass wir ja mal einen Blick auf die Fahrradroute werfen könnten. Was sagt das Höhenprofil und wie weit wäre es bis Kristiansand? Dort ist nämlich die erste Möglichkeit, mit der Fähre den Heimweg anzutreten. Wir haben uns ausnahmsweise etwas blind an dieser Stelle ins Abendteuer geworfen. Aber das macht das Abenteuer ja aus.

Ich habe in der Nähe der dänischen Küste noch meine e-Sim registriert, damit ich für den Rest der Reise unbegrenzten Datentarif zur Verfügung habe, aber wir sind mittlerweile so weit von allen Küsten entfernt, dass weder UMTS, noch das WLAN der Fähre Internet liefern. Es ist spät und wir müssen um 5:30 aufstehen, weil die Fähre um 6:30 anlegen wird. Ich gehe also ins Bett und beschließe für mich, dass es reicht, wenn wir morgen nachsehen. Lu versucht es noch weiter. Und ihr Rechercheergebnis wird mich morgen überraschen.

Heute Fahrbilanz: 8,5 km, 45 min im Sattel


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