Norway by Bike – Tag 20: Nørre Snede – Thorning (793 km)

Wir sind schon einen kleinen Moment wach, da hören wir die Stimme von Konrad mit den magischen Worten: „Möchtet ihr einen Kaffee haben?“ Wow! Träum ich doch noch? Unser letzter Kaffee ist über eine Woche her. Wir nehmen dankend an. Wir waren gerade im Begriff, das Frühstück anzugehen und verlagern es spontan nach draußen in eine Shelter. Konrad fährt heute nach Hause und hatte noch Kaffee übrig. Da wir keine Tassen mitgenommen haben, leihen wir uns auch seine Tasse. Was für ein Start in den Tag.

Wieviel fährt ein Radreisender eigentlich?

Wir beginnen unser Frühstück mit den Kindern und plauschen noch weiter mit ihm. Er reist für gewöhnlich mit leichtem Gepäck und fährt in der Regel um die 150 km pro Tag. Sein Rekord, sagt er, liegt bei 270 km an einem Tag. Dafür sei er 10 Stunden lang gefahren. Er fährt mit leichtem Gepäck, aber trotzdem sind 27 km/h als Schnitt über 10 Stunden beträchtlich. Ich finde das immer unglaublich. Wir hatten schon immer eher schwere Fahrräder und viel Gepäck. Wir haben nur einmal gut 125 km geschafft, häufig mal 100 km, aber in der Regel eher 50-70 km pro Tag. Das war bevor wir die Kinder hatten. Vor dieser Tour haben wir zwei 4-Tages-Touren an Pfingsten und Ostern gemacht und einen Schnitt von 35 km pro Tag gehabt. Mit dem Anhänger sind wir natürlich auch ein gutes Stück schwerer, als damals. Aber wir haben den Schnitt auf der großen Reise sogar erhöht. Wir fahren oft über 40 km pro Tag und das, obwohl wir mehr Gepäck dabei haben, als auf den kleinen Touren. Aber wir sind auch mehr in Übung, weil wir so viele Tage in Folge fahren. Durch die Ruhetage bei Freunden und auf dem Campingplatz geht der Tourenschnitt zwar bedeutend nach unten, aber ich bin überrascht über die Kilometer an den Fahrtagen. Es ist natürlich kein Wettrennen, sondern unsere Elternzeitreise, aber wir wollen nach Norwegen und jeden Tag, den wir früher da sind, ist ein Tag mehr Norwegen.

Konrad macht sich auf den Weg, wir packen unsere Sachen zusammen und schon rollt es wieder. Mehr oder weniger. Denn unsere Strecke ist heute sehr bergig. Teilweise geht es nur mit 3 km/h voran und teilweise nur im Stehen. Die Straße hat zwischendurch Steigungen von bis zu 15 %. Netterweise finden wir vor manchen Steigungen Schilder am Straßenrand.

Funder! 🎸🎶

Funder!

Nach einigem Auf und Ab machen wir Rast in Funder. Wenn ich den Namen lese habe ich sofort Thunderstruck von AC/DC im Ohr. Funder! Nananana nanana nana! Der Spielplatz, den wir hier vorfinden, ist groß und bietet eine Menge zum Spielen an. Die Kinder bekommen Regenkleidung an, weil alles vom letzten Regen noch nass ist und werden dann auf den Spielplatz losgelassen. Es sieht schon wieder nach Regen aus und der lässt auch nicht lange auf sich warten. Wir sind gerade noch beim Kochen, da kommen die ersten Tropfen vom Himmel. Zum Glück gibt es einen Pavillon – mit Feuerstelle natürlich. Unter dem Pavillon ist reichlich Platz und wir setzen an einem der beiden Tische das Kochen und unser Mittagessen fort. Es gibt eine Suppe mit Hackbällchen und Reis und dazu Instant Kartoffelpüree. Die Kleine möchte nur selber essen und sitzt deshalb auf dem Tisch. Mit Regenkleidung und Latz.

Die Dosensuppe befindet sich irgendwo unter diesem Panzer aus Reis und Fett

Nach einem einigermaßen chaotischen Mittagessen geht es nochmal auf den Spielplatz. Es gibt hier sogar ein Xylophon, das wir natürlich alle mal benutzen müssen.

Ein nasser Tag

Auf der Weiterfahrt sehen wir dunkle Wolken und auch einigen Regen in der Ferne. Wenn die dunklen Wolken nach unten ausgewischt aussehen, wenn lange Strippen dranhängen zu scheinen, dann ist das Regen. Dann noch gucken, in welche Richtung sich die Wolken bewegen und trocken bleiben.

Regen in der Ferne

Wir kommen heute wieder an einem Pfadfinder Platz an. Über die Shelter App haben wir den Platz gefunden und durch ein Schild an der Einfahrt sind wir auch versichert, dass wir hier richtig sind, aber wir finden nicht auf Anhieb die Shelter Hütten, bzw. die Wiese, auf der wir unser Zelt aufbauen wollen. Es ist Betrieb im Hauptgebäude auf dem Gelände und wir klopfen mal an. Da drinnen wird vermutlich ein Film gemeinsam geschaut. Es riecht nach Popkorn und die Gesichter, die ich sehen kann, blicken in die gleiche Richtung. Ich spreche jemanden an, der mich an einen Jungen Mann verweist, der offensichtlich der Leiter der Truppe ist. Er erklärt uns, wo wir die Wiese finden und wo wir Trinkwasser herbekommen.

Das Nachtlager steht

Die Wiese ist nass und bietet keine ebene Fläche für unser Zelt, aber wir arrangieren uns damit. Wir werden wohl alle heute Nacht etwas in eine Ecke des Zeltes rutschen. Während des Aufbaus finden wir ein paar Frösche, die durch die ungewöhnlicherweise ungemähte Wiese hüpfen. Bis jetzt war jede noch so abgelegene Wiese nämlich gemäht. Vor Ort gibt es auch eine Toilette, diesmal ein Plumpsklo. Wir sind rundum versorgt und lassen den Abend ausklingen.

Heutige Fahrbilanz: 46 km, 3:20 h im Sattel


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