Norway by Bike – Tag 19: Randbøl – Nørre Snede (747 km)

Der Versuch den Anhänger zu reparieren

Der Tag beginnt mit einem Reparaturversuch am Anhänger. Das Knarzen muss irgendwie zu beheben sein. Ich habe mal ein Video auf YouTube gesehen, wo jemand das Problem behebt, indem er das Rad abzieht, die Achse aus dem Rad ausbaut, die Manschette an den Speichen abzieht (mit größter Mühe) und dann die Teile säubert und frisch fettet. Das scheint zu funktionieren. Leider kann ich das unterwegs nicht bewerkstelligen. Wenn ich den Reifen abgezogen habe, kommt schon die erste unüberwindbare Hürde, weil ich ich die Achse nicht herausbekomme. Ich hätte auch eh kein Fett dabei. Ich möchte es dennoch versuchen, notfalls habe ich Kettenöl dabei, was soll’s. Aber es hilft nix. Nach einigem herumprobieren muss ich mich geschlagen geben. Ich bin genervt, weil der Versuch fruchtlos war und weil perspektivisch kein Ende des Knarzens in Sicht ist. Damit ihr euch mal ein Bild davon machen könnt, hier ein kurzes Video:

Das linke Rad des Anhängers knarzt unerträglich

Kurz mal raus

Als Rückzugsort für Stressmomente, habe ich mir meine Kopfhörer mit Noise Cancelling (NC) mitgenommen. Es sind kleine In-Ear Stecker und sie nehmen nicht viel Platz weg, aber sie verschaffen mir gerade den Raum, den ich brauche. Ich baue den Anhänger wieder zusammen und packe ein paar Sachen für die Weiterfahrt und bin für den Moment raus aus allem. Da Lu für diese Zeit übernimmt, darf ich nicht zu lange abwesend sein, aber ich darf mir auch nicht zu viele Gedanken darüber machen, weil es mich davon abhalten würde herunterzukommen. Ich habe die Kopfhörer heute zum ersten mal auf der Reise benutzt und muss sagen, dass sie in dieser Situation sehr hilfreich waren.

Ein Geistesblitz sorgt für Ruhe

Wir kommen heute wieder sehr spät weg und so ist es 13:45 Uhr, als wir abfahren. Unterwegs kommt mir die Idee, einfach mal Wasser auf die Radnabe zu spritzen. Nach Regen ist das Knarzen nämlich nicht da. Und was soll ich sagen? Es funktioniert. Einfach während der Fahrt mit der Trinkflasche auf die Mitte des Rades gezielt und es ist Ruhe. Was für ein Unterschied. Diese Ruhe. Gute Laune macht sich bei mir breit. Wir müssen nur sehen, wie lange die Ruhe anhält.

Unken und verschiedene Meinungen

Wir brauchen noch einen Pausenplatz und kommen durch Jelling. Vielversprechend, allerdings schläft die Kleine noch und so fahren wir weiter. Ich unke, dass sie 3 km später, nachdem wir den Ort verlassen haben, aufwachen wird. Die Prognose trifft ziemlich gut zu und so müssen wir auf den nächsten Ort hoffen. Laut Google Maps gibt es nur im nächsten Ort einen Spielplatz, aber dort eben auch nur einen. Ob das so richtig stimmten mag, möchte ich bezweifeln, aber so ist die Datenlage. Wir kommen weitere 5 km später in Givskud an und müssen feststellen, dass der Spielplatz zu einer Schule gehört. Ich frage jemanden vor Ort, ob er wüsste, wo hier noch ein Spielplatz sei und er mutmaßt und zeigt mir einen Fleck auf Google Maps, wo einer sein könnte. Sicher ist er sich nicht, weil dort irgendwelche Umgestaltungen vorgenommen wurden.

Lu ist mit der Antwort nicht zufrieden. Sie hat bis jetzt immer einen Spielplatz gefunden und wäre dafür, dass wir fragen, ob wir den Spielplatz der Schule benutzen können. Ich bin dagegen und wir haben eine Meinungsverschiedenheit. Für mich wäre es OK, wenn es auch mal eine Pause an einer Bank gibt, ohne Spielplatz. Die Kinder werden sich damit schon arrangieren. Lus Ansporn, immer einen Spielplatz zu finden, damit die Kinder einen möglichst schönen Ausgleich zu den langen Fahrzeiten haben, bedeutet im schlimmsten Fall, dass sie noch länger im Anhänger sitzen müssen, bis wir fündig geworden sind.

Glück gehabt

Wir fahren zu der Ecke, die uns vorgeschlagen wurden und haben Glück. Es gibt Schaukeln und ein Klettergerüst, immerhin. Die Kinder sind ungeduldig und freuen sich auf Spielplatzzeit. Sie müssen aber auch etwas essen, weil sonst irgendwann einfach die Stimmung kippen wird, wenn der Hunger den Spieltrieb übertönt. Also gibt es eine kurze Spielzeit, während wir das Essen auspacken und auf der Bundeswehrplane anrichten: Dosenfisch, Baked Beans, Baguette und Obst. Ein Festschmaus.

Der Großen gefällt es so gut auf diesem Spielplatz, dass sie sagt, dass sie hier ganz lange bleiben möchte. Es gibt hier eine Reifenschaukel, also eine normale Schaukel, die einen Reifen als Sitz hat. Sie kommt alleine auf die Schaukel und macht sich heute zum ersten Mal alleine Anschwung. Das motiviert natürlich und sie ist mächtig stolz.

Jetzt wird erstmal gegessen. Der Kleinen bieten wir außerdem noch einen Brei an, den sie allerdings nach ein oder zwei Löffeln ablehnt. Anschließend geht es für die Kinder wieder spielen, während Lu im Markt gegenüber ein paar Dinge einkauft und ich den „Mittagstisch“ abräume. Sie kommt wieder mit Eis für alle (alle drei, die Kleine bekommt kein eigenes Eis, darf aber schon naschen, was wir bei der Großen niemals gemacht hätten)

Auf zum Shelter Platz

Die Nachos müssen draußen bleiben. Wir sind voll beladen.

Voll beladen mit neuen Einkäufen satteln wir wieder auf und fahren zum Shelter Platz in Nørre Snede. Der Platz hat zwei kleine 1-Personen-Hütten mit Tür und zwei Offene Shelters. Außerdem noch einen großen Unterstand mit drei Picknickbänken und eine Grill. Etwas Wiese ist auch da, nicht aber ausreichend, sodass wir unser Zelt dort aufbauen können. Gerade, als wir anfangen aufzubauen, kommt ein Radler an und fragt auf Englisch, ob das der Shelter Platz ist. Wir antworten mit „yes“ und es stellt sich heraus, dass wir uns auf Deutsch unterhalten können. Konrad (ob C oder K wurde nicht geklärt) aus Hamburg, ist eine Wochen lang unterwegs gewesen und über Schweden nach Dänemark gekommen. Wir plauschen ein bisschen und bauen nebenbei das Zelt weiter auf. Die Kinder sind sehr müde und wir müssen schneller machen. Wir verabschieden uns und ziehen uns ins Zelt zurück.

Heute Fahrbilanz: 42 km, 3 h im Sattel


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