Der Tag beginnt sehr entspannt. Die Kinder spielen im Zelt. Die Große malt und die Kleine spielt mit verschiedenen Dingen aus unserem Gepäck. Wir haben Mal- und Buddelsachen, Bücher und eine Toniebox inkl. einer Hand voll Tonies dabei. Trotzdem ist oft die Tasche mit den Zahnputzsachen interessanter. Oder die leeren Dosen, die Wickeltasche, die Kopfkissentaschen, die Schuhe oder, oder, oder. Das ist das schöne, bei so kleinen Kindern. Sie entdecken noch so vieles und sind inspiriert. Das wird sich irgendwann leider ändern und dann sind Sachen lame und die Ansprüche steigen. So zumindest meine Einschätzung aus Anekdoten anderer. Wir lassen es auf uns zukommen.
Entspannt, bis es nicht mehr entspannt ist
Leider haben wir uns wohl etwas viel Zeit gelassen und die Situation zu sehr laufen lassen. Wir haben etwas an unserem Elternprojekt gearbeitet und einfach genossen, dass die Kinder sich so schön alleine beschäftigen. Wir versuchen unsere Reise sowohl auf dem Blog, als auch auf Instagram zu begleiten, aber oft fehlt uns die Zeit, es in der Art umzusetzen, wie wir es uns vorstellen. Ich mache uns für den Blog regelmäßig Notizen auf Trello, weil nach einigen Tagen die Derails verwaschen. Das sind dann Stichpunkte, aus denen ich bis jetzt die Blogposts geschrieben habe. Lu Kümmert sich um Instagram und gelegentlich mache ich auch mal einen Post oder ein Reel. Zu 99% machen wir das abends, wenn die Kinder schlafen. Heute nutzen wir die super entspannte Spielzeit, während das Zelt noch steht. Einiges ist schon zusammengepackt, aber einiges ist auch noch zu tun. Und jetzt ist es so spät, dass sie Kinder wieder Hunger haben und die Kleine überfällig ist, was den Mittagsschlaf angeht. Das haben wir ja toll hinbekommen. Die Stimmung heizt sich auf und es wird ungemütlich beim einpacken. Die Kinder bekommen Banane und Würstchen zum Snacken und wir machen uns auf den Weg. Gegen 14:00 Uhr.
Mittagsstopp mit Schlemmereien
Wir halten in Bække, einem Örtchen, dass sich nicht von den anderen Reißbrett-Orten unterscheidet. Flache Häuser, Vorgärten, Hecken, alles akkurat, saubere Straßen, kaum jemand zu sehen. Wir halten auf dem örtlichen Spielplatz und essen erstmal Mittag, dass wir bei der Einfahrt in den Ort im Supermarkt besorgt haben: Pølsehorn (Würstchen im Schlafrock) und eine Art Pide mit Skinke (Schinken) und Peperoni (normale Salami). Zum Nachtisch haben wir noch Kanelsnegle (Zimtschnecke) und ein süßes Croissant. Eigentlich praktizieren wir keinen „Nachtisch“ zumindest, wenn es um die Kinder geht. Wir wollen, dass sie sich satt essen und nicht den Hauptgang für den Nachtisch abbrechen oder oder sich überfressen, nur weil sie ja auch genug vom Nahrhaften essen wollen. Wir haben keinen wirklich intuitiven Umgang mit Essen, eher impulsiv, aber wir versuchen unser bestes, den Kindern ihr intuitives Essverhalten zu bewahren. Allerdings ist dieser ganze Süßkram wahrscheinlich eher kontraproduktiv, was die Intuition betrifft.
Plötzlich liegen die Nerven blank
Nach dem Essen wird noch ausgiebig gespielt und mit Kreide gemalt. Als wir wieder los wollen, bin ich durch die Kinder plötzlich so genervt, dass ich die Nerven verliere. Ich reagiere pampig, den Kindern und Lu gegenüber und ich weiß nicht, wohin mit mir oder meinen Emotionen. Ich möchte einfach nur weg und weiter. Heute fahre ich den Anhänger und wenn ich gereizt bin, bin ich bereits reizüberflutet. Unser Anhänger hat ein ohrenbetäubendes Knarzen entwickelt, das wir erst am rechten Rad hatten und seit einigen hundert Kilometern stattdessen auf dem linken Rad. In meiner aktuellen Stimmung ertrage ich nicht. Lu hört mich fluchen und sagte das sie den Anhänger übernimmt. Ich halte an und möchte den Anhänger entkoppeln, aber selbst das schaffe ich nervlich nicht mehr, weil es Feinmotorik und etwas Kraft benötigt. Lu übernimmt auch das. Wir sind am Rande der Siedlung und ich kann meine Emotionen nicht mehr halten. Neben einer Hecke sinke ich zusammen und es bricht einfach aus mir heraus. Ich heule Rotz und Wasser. Mir ist gerade alles egal, sonst könnte ich nicht so loslassen. Ich bin total überfordert mit der Situation und ich habe keinen Bock mehr. Für den Moment.
Wir fahren weiter und ich halte Abstand von Lu und den Kindern und vor allem dem Anhänger. Ich stecke mir Taschtuchfetzen in die Ohren, wie ich es zu Hause machen, wenn ich akustisch überreizt bin. Das hilft etwas gegen das Knarzen des Anhängers, ist im Verkehr allerdings nicht sonderlich sicher. Es bricht beim Fahren noch ein paar mal aus mir heraus, aber ich beruhige mich langsam und hole irgendwann wieder auf. Ich bedanke mich bei Lu, dass sie den Anhänger übernommen hat.
Schlafen bei den Pfadfindern
Um kurz nach acht finden wir unser Nachtlager. Bei den örtlichen Spejder (Pfadfinder). Es ist keiner da, aber auf dem hinteren Teil des Geländes gibt es mal wieder ein Pavillon und eine Wiese. Außerdem haben sie auch zwei kleine Shelter dort stehen, aber wir schlafen, wie immer, im Zelt. Die Große hat gehört, dass wir hier auf dem Gelände der Pfadfinder sind und sagt, dass sie heute oder morgen zu den Pfadfindern möchte und wir sagen ihr, dass wir in Berlin ja mal schauen können, ab welchem Alter sie zu den Pfadfindern könnte. Der Gedanke, dass sie zu den Pfadfinder gehen könnte, rührt uns sehr.
Alle helfen beim Aufbau des Zeltes mit, sogar die Kleine. Sie möchte Clips am Gestänge anbringen und hält sich dafür am Gestänge fest, während sie mit der anderen Hand versucht, einen Clip anzubringen. Dabei schwankt sie hin und her. Sie ist mit Freude dabei, aber den Clip bekommt sie nicht an die Stange. Das üben wir noch.
Heute liegen wir abseits lauter Straßen, aber es wird auf dem Feld nebenan gearbeitet. Und das geht auch wieder bis in die Nacht hinein.
Als die Kinder schlafen, gibt es für uns noch einen Late Night Snack: Nachos mit Guacamole. Ist auch schon eine Institution bei uns. In diesem Sinne,
Buenos Nachos!
Heutige Fahrbilanz: 38 km, 2:40 h im Sattel















