Norway by Bike – Tag 9: Elbmarsch – Reitbrook (343 km)

Wir sind gerade beim Frühstücken, da höre ich eine Autotür schließen. Wir wollen lauschen und unauffällig sein, also sagen wir, dass wir jetzt mal leise sind. Die Große fragt in normal lauter Stimme „warum leise sein?“ Das erinnert mich an Ernie, wie er Bert weckt, um ihm zu sagen, dass er jetzt leise ist. Aber es macht auch gar keinen Unterschied. Ein Mann kommt aufs Feld und fragt uns, was wir da machen. Sie wollen die Wiese heute mähen. Wir wir erklären ihm, dass wir spät unterwegs waren und aus der Not heraus diesen Platz genommen haben. Er sagt, so spät sucht man sich mit Kindern keinen Platz. Wo er nicht ganz unrecht hat. Andererseits landen wir irgendwie immer spät an. Ich sage ihm, dass wir abbauen und bald weg sind. Wir packen also unsere sieben Sachen und sind wieder auf den Rädern (dabei lasse ich einfach mal das wuselige Ende des Frühstücks aus und dass Packen mit Kindern immer länger dauert, als man es sich wünscht)

Die Kinder sind heute gut unterhalten im Anhänger, gackern laut und haben Spaß.

Mäßiges Mittagessen

Wir finden nach 25 km, gegen 13:30 Uhr einen Spielplatz in Fünfhausen, in Hamburg. Es gibt Ravioli aus der Dose, Obst und Brot. Bis wir aufgebaut haben und die Ravioli warm sind, spielen die Kinder auf dem Spielplatz. Beim Essen wird es etwas turbulent. Die Kleine möchte alles selber essen. Das bereitet uns gelegentlich etwas Probleme. Die Große möchte andere Sachen essen, als wir anbieten und letzten Endes essen wir das meiste von den Ravioli und die Kinder essen Obst und Brot. Nach dem Mittagessen, gehen die Kinder wieder spielen und wir sehen uns auf Google Maps nach möglichen Schlafplätzen um, aber die Angebote sind eher dünn gesät.

Schlafplatzsuche

Als wir losfahren kommt uns ein Radler entgegen, der hinter uns gleich wieder kehrt macht und kurz mit uns mitfährt. Wir unterhalten uns im Rollen. Er war auch vor kurzem in Norwegen ist demnächst wieder dort. Wir fragen ihn, wo wir hier uns ein gutes Plätzchen suchen könnten. Er gibt uns ein paar Tipps und wir fahren als erstes eine Gärtnerei an. Wir sehen direkt jemanden und fragen ihn, ob wir auf seinem Gelände unser Zelt aufschlagen können. Er fragt wo und ich zeige ihm den Ort auf Google Maps. Er lehnt ab. Er möchte niemanden auf seinem Grundstück übernachten lassen. Sein Grundstück, seine Entscheidung. Völlig legitim. Nur schade für uns. Wir bedanken uns, akzeptieren seine Haltung und fahren also weiter.

Dranbleiben und weiterfragen

Einmal über die Gose Elbe rüber, sind wir in Reitbrook. Dort finden wir ein großes Stück Wiese und fragen an einem angrenzenden Haus. Die Frau, die uns die Tür öffnet sagt, dass Ihnen das Grundstück nicht gehört und verweist auf ein Nachbargebäude. Im gleichen Zuge bietet sie die Wiese in ihrem Vorgarten an. Sie bittet kurz zu warten, weil sie das erst nochmal mit ihrem Mann absprechen möchte. Ich befürchte schon, dass er ablehnt. Ich überlege, wer da gleich aus der Tür kommen würde, wie er wirken mag. Plötzlich kommt ein strahlender, gutgelaunter älterer Mann aus der Tür und ist sich noch nicht so ganz sicher, was er von der ganzen Sache halten soll. Wir erzählen nochmal kurz vom unserem Anliegen. Seine Frau redet ihm rein und sagt quasi schon, dass wir bleiben können. Er willigt ein und ist auch sehr interessiert an unserer Geschichte. Wir erwähnen, dass wir noch mal zum Italiener fahren wollten, wenn wir die Schlafplatz Frage geklärt haben. Die Frage ist nun geklärt, also fahren wir zum Italiener.

„Kurz“ beim Italiener essen gehen

Dafür fahren wir wieder zurück, am Spielplatz vorbei und noch ein paar Ecken weiter. Wir stellen die Räder ab, wickeln die Kleine noch mal neben den Rädern auf dem Boden und suchen uns dann drinnen einen Platz. Für die Kinder haben wir etwas zum Malen mitgenommen. Die große malt auch sofort eifrig los, während die kleine auf ihrem Stuhl hoch und runterklettert. Als die Bedienung nach einiger Zeit kommt, entschuldigt sie sich und sagt sie sei heute alleine. Wir bestellen eine Pizza Proscutto et Funghi, Spaghetti Carbonara, und für die Kinder einmal Lachs mit Ofengemüse. Seit die Kleine nur noch ganz selten nach der Brust fragt, trinkt Lu gelegentlich auch mal wieder ein Radler. So auch heute. Nur heißt es ihr Alster. Ich bestell mir ein Bier, und die Große bekommt einen Apfelsaft. Bevor unser Essen kommt, kommt noch ein Brotkorb, ein paar Oliven und eine Schüssel mit Aioli. Die Kleine scheint hungrig zu sein und fordern sofort etwas zu essen ein. Sie bekommt ein Stück Brot und gibt es sofort kräftig in die Aioli. Wir müssen die Schüssel etwas wegziehen und ich bereite ihr einen Teller mit einem Klecks Aioli drauf vor. Damit ist sie zufrieden gestellt.

Beim Hauptgang bekommen die Kinder von allen Tellern etwas angeboten. Die kleine bevorzugt die Spaghetti Carbonara und die Große isst nur ein paar Kartoffeln und probiert von Lachs und Nudeln, möchte aber keine Pizza. Die Kleine probiert auch vom Lachs, aber heute kommt er bei beiden nicht gut an. Nicht zuletzt, weil wir die Reste der Kinder gegessen haben, sind wir nach dem Essen so satt, dass wir uns einig sind, dass wir nur zwei Gerichte hätten nehmen sollen.

Zurück in den Vorgarten

Als wir wieder am Schlafplatz ankommen, sagt die Frau lächelnd, sie hätten schon gedacht, dass wir es uns anders überlegt hätten. Wir waren wahrscheinlich locker 2 h weg.

Wir bauen auf, unterhalten uns noch etwas mit ihr und bekommen sogar noch die Toilette im Keller angeboten. Wahrscheinlich haben wir als Familie mit kleinen Kindern einen Vorteil gegenüber so manch anderem Reisenden, aber wir sind positiv überrascht, von dem Ergebnis, dass wir uns entschieden haben zu fragen. Als wir vor einigen Jahren zu dritt mit unserem Outdoor-Buddy in Dänemark unterwegs waren, haben wir auch bei einer Familie geklingelt und wurden ebenso herzlich empfangen. Und es schläft sich euch gleich viel besser, wenn klar ist, dass wir willkommen sind.

In diesem Sinne gute Nacht.

Heutige Fahrbilanz: 33 km, 2:20 h im Sattel


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