Norway by Bike – Tag 6: Hitzacker – Bleckede (261 km)

Unser Tag beginnt heute auf einem Feld, das von Wald umgeben ist. Auf offenen Feldern zieht oft noch ein kleines Lüftchen, aber hier steht die Luft. Ich nehme zum Frühstück die Zeltplane zur Hälfte ab, damit sie einerseits von innen trocknen kann und wir andererseits mehr frische Luft ins Zelt bekommen. Als die Sonne so langsam auf das Zelt scheint schlage ich die Plane auf die andere Seite des Zeltes um, damit wir wieder Sonnenschutz haben und die andere Hälfte besser trocknen kann.

Für die Kleine geht’s am Morgen hoch und runter

Die Kleine hat am Morgen die Mama 1,5 h wachgehalten, indem sie gespielt hat und hat dann nochmal 45 Minuten geschlafen. Beim Frühstück hat sie entweder etwas nicht vertragen oder sich übernommen, auf jeden Fall kommt zweimal in einem größeren Schwall ihr Essen wieder raus. Direkt auf den Zeltboden.

Auf der anderen Seite hat sie zwei Erfolge am Morgen: wir lesen gemeinsam zum erstmal ein kurzes Unkaputtbar Buch durch, ohne, dass sie zwischendurch eingegriffen oder umgeblättert hat. Zum anderen steht sie längere Zeit alleine frei und macht ein Spiel daraus, sich auf den Isomatten hinzustellen und auf den Po fallen zu lassen.

Wir fangen an abzubauen und als wir aufsatteln ist es schon fast 13 Uhr. Die Sonne scheint und es ist sommerlich warm bei um die 28 Grad. Wahrlich ein Hitzacker hier.

Ode an den Schokokeks

Vor dem Losfahren hohle ich mir meistens einen Schokokeks aus einer Packung, die wir auf unserer Camper Reise in Italien gekauft haben. Die Große hatte sich die Kekse dort ausgesucht und während der Reise nicht mehr viel davon gegessen. Dafür habe ich mir gelegentlich einen gegönnt. Zur Fahrradtour sind immer noch einige in der Tüte und ich hatte sie spontan eingepackt. Eine ausgezeichnete Idee, wie sich herausstellte. Bei solch sommerlichen Temperaturen hält sich Schokolade nur schwer, aber diese Kekse sind scheinbar resistent gegen Hitze. Es ist ein Schokokeks mit kleinen Schokostücken und ein Keks genügt und der Tag kann weitergehen. Ich lege mir einen Keks in der Lenkertasche bereit, so, dass ich beim Fahren rankomme. Nach den ersten paar Kilometern gibt es dann diesen kleinen Schokosnack und sowohl die Vorfreude bis dahin und die Dankbarkeit an das Vergangenheits-Ich, sind es wert jeden Morgen in der Essenstasche zu kramen, um an einen Keks heranzukommen. Und es scheint, als würde die Packung nie leer werden. (Ich bin eigentlich kein genügsamer Esser, wenn es um Süßes geht, aber bei diesen Keksen ist es irgendwie anders. So kenne ich mich gar nicht)

Kurz nach dem Start geht es auch schon wieder ordentlich bergauf. Ein Schild weist auf 13 % Steigung hin. Wir stellen erleichtert fest, dass wir eine andere Route fahren müssen. Was der Erleichterung wird allerdings Ernüchterung, als wir uns einen Berg hoch kämpfen, den ich ohne Anhänger im ersten Gang gerade so packe und bei dem Lu der Hinterreifen durchdreht und sie absteigen muss. Gemeinsam schieben wir das Rad den Berg hoch.

Unsere Route führt uns weiter entlang an Feldern und gelegentlich an Obstbäumen vorbei. Ich finde ein Apfelbaum, an dem ich uns drei Äpfel pflücke. Einer für die Kinder, einer für Lu, einer für mich. Ich packe zwei der Äpfel ein und einen esse ich direkt während der Fahrt. Der ist allerdings derart sauer, dass ich ihn nur in kleinen Happen essen kann. Ich reiche ihn zwischendurch auch zu Lu rüber. Irgendwie schmeckt er schon, vor allem, weil er direkt vom Baum kommt, dieses Lebensgefühl, etwas so frisch zu essen. Aber er ist eben auch mies sauer.

Nicht anhalten, Kind schläft

Wir sind erst in der Mittagshitze gestartet, die kleine ist sehr bald im Anhänger eingeschlafen und nach etwas über 1 Stunde Fahrt, schläft sie immer noch. Uns geht das Wasser in den Trinkflaschen aus, und wir müssten eigentlich anhalten, um die Flaschen aufzufüllen. Wir haben genug Wasser dabei, aber das muss eben erst mal in die Trinkflasche. Wenn wir jetzt anhalten, riskieren wir, dass die Kleine aufwacht. Wir versuchen Sie immer so lange wie möglich ungestört schlafen zu lassen und die Zeit als Fahrzeit zu nutzen. Die große macht das bislang sehr gut mit. Damit Lu mit dem Anhänger nun nicht anhalten muss und wir trotzdem nicht verdursten, lasse ich mir von Lu ihre Trinkflasche geben, halte an, fülle unsere beiden Flaschen auf und hohle Lu wieder ein, die währenddessen weitergefahren ist. Die Übergabe läuft ähnlich wie beim Staffellauf oder beim Marathon. Ich fahre neben sie und sie kassiert ihre Flasche wieder ein. Problem gelöst, wir können weiterfahren.

Badewetter

Weil es heute eigentlich viel zu heiß ist, um Rad zu fahren, beschließen wir, dass heute der erste Tag auf einem Campingplatz mit Pool sein soll. Lu findet einen Campingplatz in Bleckede, neben dem es ein Waldbad gibt.

Wir kommen auf dem Campingplatz an, bevor die Rezeption geöffnet hat. Aber wir treffen jemanden, den wir fragen können, ob wir uns schon einen Platz suchen können. Wir werden auf die Zelt Wiese verwiesen bauen dort schon mal das Zelt auf, packen die Badesachen und die Kinder snacken noch ein paar Kleinigkeiten. Als wir fertig sind, gehen wir im Badeoutfit zur Rezeption und melden uns an. Mit dem Aufenthalt hier, haben wir hier freien Eintritt ins Schwimmbad nebenan. Perfekt. Wir erfahren, dass wir Pizza vorbestellen können, denn zwischen 16:00 Uhr und 18:00 Uhr läuft hier der Pizzaofen. Wir bestellen eine Pizza Verdure und eine Pizza Hawaii. Keine typische Bestellung für uns, aber vieles anderes war schon ausverkauft oder nichts für die Kinder.

Kurzer Badespaß

Wir marschieren rüber und finden ein Kleinkinder Planschbecken, über dem Sonnensegel gespannt sind. Genau das, was wir heute brauchen. Die Kinder haben bis jetzt nur etwas gesnackt, aber bald wird sich der Mittagshunger melden. Lu besorgt uns etwas vom Schwimmbad Imbiss. Wir unterbrechen das planschen, damit wir erst mal etwas essen können. Während wir essen, wird es windiger und wir sehen in der Ferne dunkle Wolken. Nach dem Essen und einer kleinen Pause, geht Lu schwimmen und die Kinder wollen auf dem Spielplatz spielen. Lu schwimmt ein paar Bahnen, springt vom Sprungturm und kommt bald wieder aus dem Wasser zurück zu uns. Irgendwann hören wir ein erstes Donnergrollen. Ich checke die Wetter App und es sieht aus, als wenn das Gewitter und der Regen an uns vorbeiziehen würden, ohne uns zu treffen. Jetzt kommen aber auch ein paar Tropfen herunter und irgendwann wird vom Schwimmbad ausgerufen, dass der Badebetrieb wegen eines heranziehen Gewitters unterbrochen wird. Wir sehen auf die Uhr und beschließen, uns auf dem Rückweg zum Campingplatz zu machen. Wir haben zwar noch etwas Zeit, bis die Pizza fertig ist, aber wenn wir das Wetter aussitzen, dann noch mal baden gehen und dann rechtzeitig zurück sein wollen, wird es mit Sicherheit zu eng. Wir machen uns auf dem Weg zum Ausgang. Im vorbeigehen hören wir von einem Badegast, dass nach dem letzten Donnern eine halbe Stunde vergehen muss, bis das Wasser wieder freigegeben wird. Das bekräftigt uns in unserem Entschluss zu gehen. Wir haben vorerst nur für eine Nacht gebucht, aber da das Badevergnügen heute nur sehr kurz war, wollen wir uns die Wetterprognose morgen früh noch einmal ansehen und gegebenenfalls verlängern. Dann können wir noch einen entspannten Badetag dranhängen.

Pizza Time

Zurück auf dem Campingplatz, gehen wir zu unserem Zelt, in dem bislang nur die Taschen stehen und noch nichts aufgebaut ist. Wir ziehen uns und die Kinder um und nutzen die Zeit, bis unsere Pizza fertig ist, für den Aufbau des Lagers im Zelt. Es fängt an zu Regnen und wir sind geschützt in unserem neuen Zelt mit Stehhöhe. Spätestens jetzt hat sich die Höhe des Zeltes ausgezahlt. Noch dazu können wir Kleidung und Handtücher oben aufhängen, die im Sitzen nicht stören. Die Große hat sich auf dem Rückweg noch ein Eis gewünscht und schleckt dies nun im Vorzelt, während es auf das Zelt prasselt. Um kurz vor sechs soll es eine Regenpause geben und wir nutzen die Chance, um zur Pizza zu gelangen.

Vor dem Kiosk sitzt eine Familie mit zwei Töchtern, allerdings etwas älter, als unsere und wir setzen uns an den Tisch daneben. Wir unterhalten uns sehr nett und sie erzählen uns von ihrer Tour mit den Rädern, dass sie ihre Räder aus Konstanz verschickt haben und hinterhergereist sind. Wir denken darüber nach, ob das eine Option für uns sein könnte, wenn wir den Heimweg antreten. Allerdings klingt das verpacken und verschicken, mit all dem Gepäck, das wir haben, nach einer ganz anderen Herausforderung. Außerdem müssten wir für den Rest der Rückreise für uns und die Kinder alles nötige aus allen Taschen sammeln, und dann in einer oder zwei Fahrradtaschen mit uns herumtragen. Wir wissen noch nicht, wie wir wieder nach Hause kommen, aber wahrscheinlich nicht so.

Gemeinsames Spielen

Der Regen hat irgendwann aufgehört und während wir noch sitzen und uns unterhalten, spielt die Große mit den älteren Kindern der anderen Familie. Wir freuen uns darüber, dass sie so kontaktfreudig ist. Ist sie doch meist eher zurückhaltend. Aber mit jedem Tag dieser Tour wächst sie über sich hinaus.

Duschen!

Als die Kinder im Bett sind, gehen wir nacheinander duschen. Unsere erste Dusche nach 6 Tagen.

Es fühlt sich einfach fantastisch an.

Heutige Fahrbilanz: 19 km, 1,5 h im Sattel


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