Tag 16 – Mit Regen und Gewitter in die Schweiz

Es ist Montag. Wir sind seit Freitagabend auf dem Campingplatz in Lido und es ist heiß, wie eh und je. Das Wasser läuft beim bloßen Gedanken daran den kleinen Zeh zu bewegen. Am liebsten würden wir direkt wieder in den Pool springen, aber wir müssen aus dem Teufelskreis ausbrechen.

Ich bringe die geliehenen Stromkabel zurück, wir bauen alles ab und ich gönne mir noch eine letzte Dusche auf dem Campingplatz. Der Schweiß läuft danach zwar gleich wieder los, aber es ist wie ein Reset Knopf und der Bäh-Faktor wird für kurze Zeit auf Null gesetzt.

Grüezi mitanand!

Auf in die Schweiz. Wir haben unser nächstes Ziel auserkoren. Ein Stellplatz, den wir schon während der letzten beiden Male lieb gewonnen haben, als wir in Grindelwald und Lauterbrunnen wandern wollten. Der Platz ist ein Parkplatz in Iseltwald, der von Touristen genutzt wird, um in der Nähe wandern zu gehen, sich den Ort anzusehen oder mit dem Schiff über den Brienzersee zu fahren. Wir nutzen ihn immer für die Übernachtungen und fahren von dort nach Grindelwald oder Lauterbrunnen für die Wanderungen oder nach Interlaken zum Einkaufen. Es ist quasi unsere Home Base für ein paar Tage.

Fahrtag: Wie bekommen die Kinder trotzdem Bewegung?

Es ist Zeit für ein Mittagessen und wir finden in der Schweiz einen Rastplatz mit Marché Filiale und beschließen dort Rast zu machen. Die günstigste Variante Geld loszuwerden. Das Marché hat sowohl draußen, als auch drinnen Spielmöglichkeiten und die Kinder stürzen sich direkt darauf. Nach kurzer Spielzeit suchen wir uns Speisen aus und setzen uns zum Essen an einen sogenannten Familientisch. Das Tolle ist, dort steht sogar eine Mikrowelle und wir können den Brei für die Kleine erwärmen. Warm schmeckt er ihr zu Hause auch besser.

Nach dem Essen noch eine Spielzeit. Dazu noch ein Kaffee für die Eltern. 6 CHF für einen Pott Kaffee. Wow. Kurz noch zur Toilette, aber 1 CHF für die Schranke. Nope, wir haben eine Toilette im Camper. Dann nehmen wir eben die. Die Kinder sind zwar noch nicht wirklich bereit weiterzufahren, aber wir haben noch viel Strecke vor uns. Am liebsten würden wir heute noch an unserem Stellplatz in Iseltwald ankommen.

Der Stellplatz in Iseltwald

Früher war es kostenlos hier zu übernachten. Es gibt ein Toilettenhaus und damals konnten wir kostenlos das Waschbecken nutzen und für die Toilettennutzung mussten wir 0,50 € am Türschloss der Toilette einwerfen. Das unfaire war, dass die Männer ein Pissoir hatten, dass kostenfrei genutzt werden konnte. In der Damentoilette gab es sowas nicht. Natürlich wäre ein Pissoir in der Damentoilette seltsam, aber die Männer waren eben klar bevorteilt.

Heute kostet es rund um die Uhr hier zu stehen und das Toilettenhäuschen hat einen extra Drehkreuz-Vorbau bekommen. Der scheint etwas absurd, denn er ließe sich leicht überklettern, wenn es darum geht ihn zu umgehen, aber ich weiß ehrlicherweise nicht, was sich drinnen geändert hat, weil wir in diesem Jahr das erste Mal mit integrierter Nasszelle und Toilette im Camper unterwegs sind und wir werden wohl nie wieder weniger an Bord haben.

Wenn wir nur Campingplätze anfahren würden oder tief in der Pampa stehen würden, wo es keinen Stört, wenn jemand dort seine Geschäfte im Wald verrichtet, dann geht ein Bulli schon noch klar, aber wir sind mit Toilette an Bord derart unabhängig geworden, dass ich das nicht mehr missen möchte. Klar ist der Grand California groß, aber wenn er sich anfangs wie ein LKW fuhr (ich bin noch nie LKW gefahren, habe also keine Ahnung), dann wird er immer mehr zu einem normalen PKW. Gefühlt.

Dunkelheit, Regen, Nebel, Gewitter und Sperrungen

Wir entscheiden uns eine Abendfahrt zu machen, bei der die Kinder bettfertig gemacht werden und wir dann Fahrzeit haben, während sie ihren Nachtschlaf beginnen. Alles klappt soweit, die Kinder schlafen während der Fahrt ein und wir fahren entspannt ohne Druck durch Kinderbedürfnisse. Lu hatte schon in der Wetter App gecheckt, dass es Regen und Gewitter in Iseltwald geben wird. Nach den 30+ Grad in Italien, eine willkommene Abwechslung. Die nächsten Tage versprechen kühler zu werden.

Auf dem Weg fängt es am Sustenpass das erste Mal an zu regnen. (Wir haben uns den Sustenpass gleich mal für künftige Wanderungen gemerkt, weil die Gegend darum sehr vielversprechend aussieht) Weiter im Tal angekommen wird es dämmerig und irgendwann dunkel, aber die Berge um den Brienzersee sind immer wieder kurz zu erahnen, wenn Blitze die Silhouetten kurz in der Ferne zeichnen. Der Regen wird stärker und als wir in der Nähe Brienz sind kommt richtig viel Wasser vom Himmel.

Autobahn gesperrt

Wir wollen die A8 bis Iseltwald am südlichen Ufer des Brienzersees entlang fahren, aber plötzlich sehen wir, dass die Auffahrt gesperrt ist. Es ist dunkel, es schüttet und weder Googlemaps, noch das VW Navi wissen von der Sperrung. Wir versuchen eine Alternativroute. Plötzlich eine Unterführung, die keine 3,2 m hohen Fahrzeuge zulässt, aber es gibt noch einen Weg daran vorbei. Nach kurzer Zeit führt die Straße aber relativ steil nach oben und wir zweifeln daran, ob das vernünftig ist, was wir hier machen. Die sichere Variante wäre es, einmal um den See herum zu fahren. Wir prüfen kurz Google Maps. Die Route, die den Berg hinauf führt, würde uns schon hinbringen, aber wie die Straßenverhältnisse sein werden, können wir nicht einschätzen. Also einmal gegen den Uhrzeigersinn um den See herum.

Unterwegs wird das Unwetter weniger und als wir am Westende des Sees über die A8 zum Stellplatz wollen, finden wir dort ein Schild, das sagt „Zufahrt bis Iseltwald frei“, was leider nicht stimmt. Eine Schranke versperrt den Zugang zur stockfinsteren Autobahn. Es ist schon 23 Uhr und wir würden gerne langsam ankommen. Die Kinder schlafen zum Glück selig, aber wenn wir dort nicht hinkommen, müssen wir einen Notfallstopp irgendwo machen. Das Stellplatzangebot in park4night ist für diese Region sehr begrenzt.

Wir finden einen Weg, der auch eher schmal ist und abseits der Autobahn direkt nach Iseltwald führt. Auf jedem Meter hoffen wir, dass nicht doch noch eine Sperrung kommt oder uns ein Auto entgegenkommt. Ganz am Ende begegnet uns ein Taxi, aber das war es. Und wir sind auch schon so gut wie am Ziel. Wir sind erleichtert und freuen uns schon auf eine erholsame Nacht auf einem unserer liebsten Stellplätze. Wir parken, bauen das Hochbett auf, lagern die Kinder um und gehen schlafen. Geschafft.


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