Tag 7 – Wie funktioniert das mit den drei Muscheln?

Zuallererst haben wir heute mal ausgeschlafen. Lu und die Große bis 8:30 Uhr und die Kleine und ich bis kurz nach 9 Uhr. Schon mal ein guter Start.

Wir haben einen Stellplatz am Straßenrand, kurz vor Ende der Stadt Kolfuschg, gegenüber von einem Hotel. Aufgrund einer mehrtägigen Fahrradveranstaltung, von der wir bei der Planung nichts wussten, ist viel los in der Gegend. Der Maratona dles Dolomites. Am Vortag wurde schon viel aufgebaut. Kameras, Schilder, Stände, Absperrgitter.

Frühstück auf Rädern

Weil wir unsicher sind, wann die Straßen wohl dicht sein werden, sehen wir zu, möglichst bald loszufahren. Es gibt Frühstück mit Obst und Joghurt für die Kinder und für die Eltern die Reste des Kinderfrühstücks und etwas extra. Das Zubereiten und Betreuen des Frühstücks im Camper kommt noch nicht so recht mit dem Elternfrühstück zusammen. Auch, weil wir nicht so viele Reste einlagern wollen, da es nur begrenzt Platz im Kühlschrank gibt, wir nicht unendlich Dosen zum Verpacken haben und wenn man die Reste nach dem eigenen Frühstück verspeist, könnte es einfach zu viel sein. Aber auch das Timing und unsere Herangehensweise ist zugegebenermaßen Schuld daran. Auf Tour frühstücken wir etwas anders, als zu Hause. Auf Tour soll heißen, wenn wir mit einem Camper, den Rädern oder den Wanderrucksäcken unterwegs sind und outdoorsen.

Welcher Frühstückstyp bist du?

Lu ist eher der Typ Joghurt mit Obst und Müsli oder Körnerbrot mit Aufstrich und ich eher Team Nüsse und etwas Obst oder Gemüse und ggf. etwas Käse. Zu Hause ist es bei weitem nicht so gesund, zumindest bei mir, aber auf Tour macht es vieles leichter, wenn das Frühstück einfach und reduziert ist. Nur lässt sich das nicht immer so recht mit dem Frühstück der Kinder vereinen. Kinder wollen das eine Mal nur Weintrauben, ein anderes mal nur Banane, manchmal Brei, manchmal bloß kein Brei, manchmal Brot ohne alles, aber mit Butter, manchmal mit Camembert, aber nur ein Streifen. Und weil dann oft etwas liegen bleibt, was wir nicht nochmal verpacken wollen, kommt es dann direkt in den Mund, statt in eine Dose. Und auch das kann falsch sein, weil dann plötzlich doch noch der Rest vom Käsebrot eingefordert wird, was man allerdings gerade gegessen hat.

Abwarten

Also am besten abwarten, bis die Kinder wirklich fertig sind. Natürlich bringen wir ihnen auch bei, dass ihre, aber auch unsere Worte Gewicht haben. „Du hast gesagt, du möchtest das nicht mehr essen und es ist ok, dass Mama und ich es essen, deshalb haben wir es aufgegessen.“ Aber vielleicht meinen die Kleinen ja auch manchmal einfach nur, dass sie es gerade nicht mehr essen möchten, nur vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt. Oder ihnen ist eben noch nicht bewusst, dass sie es später weiter essen möchten, weil sie vielleicht gerade nur lieber spielen wollen, obwohl sie eigentlich noch nicht wirklich satt sind.

Jedenfalls ist es das gleiche bei Mittag und Abendessen. Wir lassen die Kleinen zu Ende essen und genehmigen uns dann ggf. den Rest. Aber wir essen natürlich auch gemeinsam. Auf Tour eben seltener, als zu Hause.

Das Auto muss wieder auf die Toilette

Also, Frühstück beendet und los. Die Tanks des Autos sind voll, bzw. fast leer, also müssen wir etwas daran ändern. Der Grauwassertank und die Toilette mit dem sogenannten Schwarzwasser müssen entleert werden und Frischwasser könnte auch schon wieder aufgefüllt werden. Also fahren wir dafür eine Station an und lassen den Camper sich erleichtern. Wenn der Camper Grauwasser ablässt, dann stelle ich mir immer vor, dass das Auto auf die Toilette geht. Fehlt nur noch, das es einen Hinterreifen dafür hebt.

Jetzt hat das Auto Durst

So ein Camper ist manchmal wie ein kleines Kind. Es muss gefüttert werden, es muss mal und wenn es mal nicht so recht will, muss es mal die Augen zumachen. Letzteres ist der Fall, wenn die zentrale Steuereinheit hängt, dann muss man am Hauptschalter einmal den Strom abschalten, kurz warten, wieder einschalten und dann geht’s wieder.

Na ja und wenn der Tank leer ist fährt man zu einer Tankstelle und tankt. Klingt einfach. Ist es auch, wenn man weiß wie. Wir sind in Italien, in den Dolomiten. Wir stehen mit zwei anderen Parteien mit großen Fragezeichen an den Zapfsäulen und kommen nicht weiter. Es gibt ein Feld an der Zapfsäule, das ganz offensichtlich dafür gedacht ist, dass man dort die Karte auflegt. Es leuchtet nach dem Auflegen auch ein kleiner Pfeil grün auf. Daneben ist ein X, welches wahrscheinlich rot leuchten würde, wenn das Auflegen der Karte nicht akzeptiert wird. Dann kann man auswählen, wieviel man tanken möchte. „pieno“ für volltanken, verschiedene Eurobeträge und eine Taste zum Abbrechen. Aber was wir auch versuchen, es kommt kein Tropfen Diesel aus der Zapfsäule.

Der Geheimtipp

Dann kommt noch ein Fahrer, den ich direkt anspreche, ob er wüsste, wie das Zapfen funktioniert. Deutsch und Englisch helfen nicht weiter und mein Italienisch hört leider kurz nach Pizza auf. Er winkt ab und gibt mir zu verstehen, dass er mir nicht helfen könne. Im gleichen Moment geht er zu einem Automaten, der zwischen den beiden Zapfsäulen steht. Wenn ich’s nicht besser wüsste, hätte ich gesagt, der Automat stand vorher noch nicht da. Stand er aber natürlich. Der Fahrer legt seine Karte auf, wählt seine Säule und tankt. Das war’s. Wir machen es ihm nach und erinnern uns, dass wir das Prinzip schon mal kennengelernt haben. Sowohl in Italien, als auch in den USA.

Er weiß nicht, wie man die drei Muscheln benutzt

Ich komme mir ein bisschen wie John Spartan in Demolition Man vor. In dem Film macht man sich darüber lustig, dass er nicht weiß, wie die drei Muscheln auf den Toiletten funktionieren. Aber wir haben es ja dank unbeabsichtigter Hilfe letztlich geschafft.

Eins von den beiden Fahrzeugen, die mit uns Fragezeichen produziert haben, ist bereits unverrichteter Dinge abgefahren. Der andere Fahrer hat immer noch nicht mitbekommen, wie die drei Muscheln funktionieren. Also helfen wir ihm.

Eigentlich wollten wir wandern gehen

Wir fahren weiter zum Pordoijoch, weil wir dort den Bindelweg wandern wollen. Zumindest einen Teil davon. Aber als wir dort ankommen, ist der Tag schon recht weit vorangeschritten. Die Kinder brauchen noch etwas zu essen, also kochen wir auf einem großen Parkplatz am Pordoijoch Mittagessen. Gebratener Tofu mit Zwiebeln und Knoblauch und Resten von gekochten Kartoffeln, mit Sahne aufgegossen und dazu Nudeln. Außerdem eine große Portion Möhren, die danach schreien, verarbeitet zu werden. Mit der Kochaktion ist auf jeden Fall besiegelt, dass wir nicht mehr wandern gehen.

Das Gas ist halbvoll oder halt leer

Als ich die Möhren aufsetze, geht nach kurzer Zeit die Flamme aus. Gas leer. Dann will ich die Flaschen tauschen, weil der Wagen zwei 11 kg Flaschen an Bord hat, bekomme aber den Schlauch nicht von der alten Flasche abgedreht. Zum Glück stehen wir gerade jetzt nicht irgendwo im nirgendwo, sondern an einem Touristen Hotspot. Aus einem kleinen Restaurant bekomme ich nach viel Gestikulieren (macht mal eine Rohrzange nach) eine Rohrzange, mit der ich den Schlauch von der alten Flasche lösen kann. Nach dem Wechsel der Flasche steht dem luxuriösen Camping mit Warmwasser Dusche nichts mehr im Wege. Hoffentlich. Ach ja und das Essen kann ich auch zu Ende kochen, wahrend die Kleine die rohen Nudeln sortiert.

Das Nachtlager

Wir fahren nur noch ein paar Kehren weiter und stellen uns dort auf einen breiten Schotterstreifen am Straßenrand. Auf der gegenüberliegenden Seite stehen zwei Camper.
Ich weiß nicht, wie gut die stehen, aber wir stehen in dieser Nacht auf jeden Fall schön schräg.


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