Wir lassen es ganz entspannt angehen. Die Reise ist diesmal etwas lockerer geplant und nicht so durchgetaktet, wie wir sonst immer gereist sind. Der Stellplatz hat einen Spielplatz und nach dem Frühstück geht’s erstmal wippen, schaukeln und klettern. Bis es nach fünf Minuten anfängt zu regnen. Kurz in den Camper, Regenhose holen und als es weniger regnet, geht’s wieder raus.
Die Kleine ist aber mittlerweile schon wieder sehr müde und macht recht früh schon ihrem Mittagsschlaf. Und sie schläft und schläft und schläft … fast 2,5 h.
Das große Bett im Heck des Campers und die Stehhöhe sind direkt sehr angenehm, weil wir trotz wechselhaftem Wetter, nicht so eingeschränkt sind, wie wir es in einem Bulli wären.
Und jetzt geht’s abwärts
Und dennoch ist man eingeschränkt genug. Das Frühstück haben wir dank Kindersitzen und der Tischplatte des Campers sehr beengt im Auto veranstaltet. Wir versuchen die Kinder, nach Möglichkeit, selbstständig essen zu lassen und das gepaart mit der Enge ist natürlich ein super Nährboden für Stress. Ich kann noch immer nicht so gut damit umgehen, wenn Essen auf dem Tisch, im Gesicht oder an den Händen verschmiert wird. Und wenn ich selbst dann auch noch mehr und mehr abbekomme, steigt bei mir der Stress Level. Manchmal kratzt es mich kaum, aber meistens eben schon. Und ich arbeite daran, dass es besser wird.
In solchen Momenten bin ich froh, dass Lu meist einspringt und es gedeichselt bekommt, die Essenssituation ruhig zu begleiten. Aber auch das gelingt nicht immer. Oft weisen wir uns dann genervt gegenseitig darauf hin, dass dies und jenes nicht angebracht ist, von dem, was wir sagen oder machen.
So auch bei diesem Frühstück. Die Spannung steigt, wir schaukeln uns gegenseitig hoch und am Ende fließen Tränen. Was an sich in Ordnung ist. Weinen ist ok. Aber der Weg dahin ist bedauerlich. War es doch „nur Geschmadder beim Frühstück“. Ich bin mit einem Reinlichkeitsgrundsatz groß geworden, der es mir oft schwer macht, solche Situationen zu ertragen und dann entspannt zu begleiten. Oft genug stehe ich darüber, aber dabei geht es dann eher um Situationen, die von mir ausgehen, die vielleicht sogar nur mich betreffen. Wenn es aber z.B. um oben genannte Situationen bei unseren Kindern geht, spüre ich eine Unruhe und Wut in mir.
Die eigenen Kinder und die eigene Kindheit
Im Gespräch mit meiner Therapeutin, habe ich schon herausgearbeitet, dass es mit meiner eigenen Kindheit zu tun hat. Der Klassiker. Darüber kann ich gerade sogar lachen. Aber in den Situationen selbst übernimmt in mir jemand anderes das Steuer.
Bis die Kinder kamen, hatte ich das Gefühl, dass ich das Thema penible Reinlichkeit hinter mir gelassen habe oder zumindest im Griff habe. Seit unserer ersten Tochter ist es aber wieder deutlich zutage getreten.
Unsere Outdoor Elternzeitreisen sind die beste Medizin dagegen, weil sämtliche Standards gesenkt werden. Mal sehen, wie es sich entwickelt. Wir sind noch ganz am Anfang unserer drei Monate Reisezeit. Ich habe in meiner Therapie viel über mich gelernt und alles in allem, kann es nur besser werden.
Wie geht der Tag eigentlich weiter?
Ach ja, also, wir brechen dann in Raben auf und gehen in Coswig einkaufen. Auf dem Parkplatz von Edeka macht Lu uns Käsespätzle, während ich mit den Kindern auf dem Parkplatz spiele. „Nur auf die dunklen Steine springen“ und „Bordstein rauf, Bordstein runter“. Nach dem Essen geht es noch bis kurz nach Leipzig, wo Lu uns einen Stellplatz herausgesucht hat. Die Kinder schlafen unterwegs ein und als wir am Stellplatz ankommen, steht schon ein weiterer Camper da und dessen kleine Kinder spielen noch munter. Wir bleiben für uns, lagern die Kinder in die Betten um und genießen noch einen ruhigen Abend zu zweit. Soll‘s ja auch mal geben.










